So treffen Sie den richtigen Ton

Digitale Farbtonfindung

So treffen Sie den richtigen Ton

16. Oktober 2023 agvs-upsa.ch – Die Farbtonbestimmung ist beim Lackieren das A und O. Und sie kann länger dauern, als die Kundschaft, ­Versicherer oder Leasinggesellschaften den Carrosserien und Garagen heute in Minuten zubilligen. Ein Effizienzdilemma – das Belfa mit smarten Helfern löst. Jürg A. Stettler


Nur gerade 30 Sekunden dauert die Farbtonmessung mit dem PPG DigiMatch. Fotos: AGVS-Medien

Vernetzung und Digitalisierung gehören heute in jeder Branche nicht nur zum guten Ton, sondern sind die Zukunft. Und Carrossiers finden künftig damit sogar schneller zum richtigen Farbton: Mit dem PPG Linq-System hat der amerikanische PPG-Konzern ein ganzes Paket an digitalen Helfern im Angebot, welches die Arbeit in Garagen und Carosseriebetrieben erleichtert und damit Zeit und Geld spart. Belfa betreut als offizieller PPG-Generalvertreter für die Schweiz hierzulande diverse Systemkunden. «Wir bieten über Farben, Verbrauchsmaterial bis hin zur Spritzkabine und vieles mehr», erklärt Beat Spillmann, Geschäftsinhaber Belfa AG. «Mit den neuen Tools DigiMatch und VisualizID im Ökosystem PPG Linq revolutionieren wir die Farbtonbestimmung!» 

Ergänzung des digitalen Ökosystems
Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein? Die AGVS-Medien lassen sich diese neuen Hilfsmittel für die Carrossiers und Garagisten aus erster Hand erklären. Am Hauptsitz der Belfa sind sie schon installiert und auch bei einzelnen Pilotbetrieben zwecks Feedback im Einsatz. «Die Lancierung von PPG VisualizID findet noch diesen Herbst statt, so dass bereits erste Kunden damit ausgestattet werden können», erläutert Rolf Egger und holt das rechteckige Gerät aus seiner Halterung im Moon-Walk-Schrank. «Man kann DigiMatch und auch VisualizID auch unabhängig vom Mischroboter-System nutzen», erklärt der technische Leiter bei Belfa. «Aber wer den Moon Walk einmal genutzt hat, will ihn nicht mehr missen. Die Farben lassen sich viel präzisier und vor allem in viel kleineren Mengen mischen. Das erhöht die Effizienz und spart auch noch Geld. Auch gegenüber den Kunden kann man mit einer solch topmodernen Technik punkten, da dies die Innovationskraft unterstreicht und das Vertrauen, dass der richtige Farbton ans Auto kommt. Schliesslich macht der Computer dabei keine Fehler.»

30 Sekunden für die Farbtonmessung
Fehler wollen auch wir beim ersten Test des PPG DigiMatch keine machen, wobei diese Angst unbegründet ist: Die Handhabung ist äusserst intuitiv. «Es gilt vor allem darauf zu achten, dass die Stelle, an der man den Farbton bestimmt, zuvor sauber aufgearbeitet wurde. Dreck verfälscht das Resultat. Je besser aufpoliert und je sauberer die Stelle für die Farbbestimmung ist, desto besser das Resultat», erläutert Egger. «Wobei man sofort sieht, ob die hochaufgelösten Bilder gut sind oder nicht. Zudem zeigt das Gerät über drei farbige Punkte an, ob die Aufsatzpunkte gut angelegt sind.» Sind alle Punkte grün, kann die Messung gestartet beziehungsweise das erste HD-Foto geschossen werden. Danach gilt es, das Messgerät ganz leicht zu verschieben, bis sechs hochaufgelöste Fotos in sechs Kamera- und sechs Reflexionswinkeln im Kasten sind. Auf dem Display wird nun vom Gerät selbst ein Feedback zur Güte der Messungen abgegeben. Wir erreichen als Neulinge nach nur gerade 30 Sekunden Messaufwand drei von fünf Sternen. Nicht ideal, aber für den Anfang durchaus tauglich.


Das Farbtonvisualisierungsprogramm VisualizID gleicht die Messung mit der grossen PPG-Lackdatenbank ab und erlaubt eine schnelle und sichere Farbtonidentifizierung.

Im Alltag kaum Zeit zur ­Farbtonfindung
Im hektischen Arbeitsalltag hat man immer weniger Zeit zur Farbtonbestimmung. Bei modernen Farben mit drei bis vier Schichten und speziellen Nuancen dauert es – und dann ist ein Fehler aus Zeitdruck schnell passiert. Oder die Kosten steigen, weil der betriebene tatsächliche Aufwand vom Endkunden und von der Versicherung gar nicht mehr übernommen wird. Auch unzählige Lackmuster zum Vergleichen zu erstellen, ist kein gangbarer Weg. «Die Farbton- und Lackbestimmung ist eine echte Herausforderung», erklärt Egger. Nicht zuletzt, weil auch in der Ausbildung von jungen Fachkräften dafür weniger Zeit aufgewendet wird. Während der Erläuterungen des Belfa-Experten sind die Messdaten ans System weitergereicht worden und können nun im VisualizID mit der grossen PPG-Lackdatenbank abgeglichen werden. «Wir haben aktuell über 70000 Rezepturen hinterlegt, diese Datenbank wird laufend upgedatet», so Egger. Auf dem Bildschirm lassen wir nun den passenden Lack suchen. Wir könnten die Auswahl nach Automarke, Modell und Co. eingrenzen, nur ist das gar nicht nötig: Das Farbtonvisualisierungsprogramm liefert auch sonst eine Palette passender Farbtöne.

Schnelle und sichere ­Farbtonidentifizierung
«Links wird der gemessene Farbton dargestellt und rechts das Farbbeispiel aus der Datenbank. Mit wenigen Klicks kann man Ansichten wechseln, ob 15-Grad-Winkel oder Flop», erläutert Egger. «Auch unterschiedliche Lichtverhältnisse lassen sich darstellen. Das Positive hier: Das Licht ist – anders als in der Natur – sicher immer dasselbe.» Schneller und sicherer war Farbtonidentifizierung wohl selten. Natürlich wird am Schluss zur Endkontrolle noch ein Farbmuster erstellt. «Es gibt immer gewisse Skepsis bei Garagisten oder Carrossiers gegenüber neuen Technologien, aber diese digitalen Tools sind sehr clever und erleichtern den Alltag schlicht enorm», resümiert Egger. Der Umstieg lässt sich im Handumdrehen bewerkstelligen, denn «mehr als ein bis zwei Stunden haben wir für die ganzen Instruktionen beim Kunden noch nie benötigt». Und Rolf Egger ergänzt: «Fast hätte ich das zu sagen vergessen: Ich kann im System natürlich auch Farbtöne, die ich selbst gemischt habe, hinterlegen; ebenfalls eine praktische Sache.»


Rolf Egger, technischer Leiter bei der Belfa, holt das rechteckige Messgerät aus seiner Halterung im Moon-Walk-Schrank. 
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