Wie die öffentliche Ladeinfrastruktur wächst

Elektromobilität in der Garage

Wie die öffentliche Ladeinfrastruktur wächst

26. Juni 2024 agvs-upsa.ch – Während das Bundesamt für Energie Hindernisse für die Entwicklung der Ladeinfrastruktur abbaut, setzt sich das Bundesamt für Strassen für den Ausbau eines flächendeckenden Netzwerks von Schnellladestationen entlang der Nationalstrassen ein. Eine Bestandesaufnahme. Ilir Pinto


Der Anbieter Electra will zum Beispiel einen einfachen Zugang zu öffentlichen Ladestationen schaffen. Foto: Electra

Nebst dem Laden zuhause (siehe dazu auch Teil 2 unserer Elektromobilitätsserie im AUTOINSIDE 04/2024) ist die Verfügbarkeit von öffentlichen Ladestationen entscheidend für die Entwicklung der Elektromobilität. Die Schweiz verfügt bereits über ein dichtes Netz an öffentlichen Ladestationen; die Zahl solcher frei zugänglicher Ladestationen hat sich seit 2020 mehr als verdoppelt (siehe Grafik).


Zeitliche Entwicklung der Anzahl öffentlicher Ladestationen in der Schweiz. Quelle: ich-lade-mein-auto.ch

«Die Marktteilnehmer sorgen für die gesunde Entwicklung des für das reibungslose Funktionieren und die Entfaltung der Elektromobilität in der Schweiz erforderlichen Ökosystems», sagt Daniel Schaller, Fachspezialist energieeffizienter Verkehr beim Bundesamt für Energie (BFE). Dieses unterstützt mit verschiedenen Massnahmen den Aufbau der öffentlichen, aber auch privaten Ladeinfrastruktur. «Und die Bundesbehörden konzentrieren ihre Massnahmen hauptsächlich auf den Abbau von Hindernissen für die Entwicklung der Ladeinfrastruktur und auf die Kommunikation über Elektromobilität und Ladeinfrastruktur», fährt Schaller fort.

Ein konkretes Beispiel dafür ist die Roadmap Elektromobilität 2025, ein Programm des Bundesamts für Energie (BFE) und des Bundesamts für Strassen (Astra). Bei der Roadmap ist als Stimme des Autogewerbes und mit Massnahmen wie Aus- und Weiterbildung auch der AGVS an Bord. Die Roadmap hat drei Hauptziele bis 2025: 50 Prozent Steckerfahrzeuge bei den Neuzulassungen, 20’000 öffentliche Ladepunkte (dieses Ziel sollte erreicht werden, wie die Grafik zeigt) und nutzerfreundliches, netzdienliches Laden unterwegs, aber auch am Arbeitsort und daheim.

Zwar hat das Parlament auf eine weitergehende finanzielle Förderung von Ladeinfrastrukturen verzichtet. «Hingegen definieren verschiedene Kantone Anforderungen und bieten Anreize, um die Installation von Ladestationen zu beschleunigen und damit die Ziele der Roadmap Elektromobilität zu erreichen », so Schaller.

Schnellladestationen auf dem Nationalstrassennetz
Bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur stellt der Bund Rastplätze und weitere Flächen entlang der Nationalstrassen den Ladeinfrastrukturbetreibern für die Errichtung von Schnellladeinfrastruktur zur Verfügung. «Das Astra setzt sich dafür ein, dass innerhalb der nächsten Jahre ein flächendeckendes und einheitliches Netz von Schnellladestationen auf dem gesamten Nationalstrassennetz entsteht», sagt Martina Wirth, Kommunikationsverantwortliche beim Astra.

Rund die Hälfte der Rastplätze soll bis Ende 2024 mit Schnellladestationen ausgerüstet sein und bis 2030 die Gesamtheit aller 100 Rastplätze. «Das Astra baut und betreibt die Ladestationen jedoch nicht, sondern überlässt dies privaten Betreibern», präzisiert Wirth.

Stromnetzausbau für die Elektromobilität
Um die Integration von Ladeinfrastruktur in die Strasseninfrastruktur zu koordinieren, arbeitet das Astra unter anderem mit dem BFE, den Kantonen und Interessensgruppen zusammen. Aufgrund der wachsenden Elektrifizierung des Verkehrs wird ein Ausbau der Stromverteilnetze unerlässlich, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. «Ein Netzausbau kann jedoch nur erfolgen, wenn eine gewisse Planungssicherheit gegeben ist», sagt Daniel Schaller. Umso früher und genauer der Zubau des Ladenetzes bekannt sei, umso besser könne dies in die Netzplanung aufgenommen werden. «Daher ist eine enge und proaktive Zusammenarbeit zwischen Verteilnetzbetreibern sowie den Ladenetzanbietern von grosser Bedeutung», so Schaller.

Die Rolle der Garagen
Welche Rolle kommt dem Autogewerbe bei alledem zu? «Autohandel und Garagen spielen eine bedeutende Rolle – sie stehen im Mittelpunkt der Transformation zur Elektromobilität und haben den direkten Kontakt zu den Kundinnen und Kunden», sagt Daniel Schaller. «Wir stellen fest, dass das Knowhow auf Seite der Garagen bereits sehr hoch ist und weiter zunimmt», ergänzt er.

Und was sagt das Bundesamt für Strassen? «Der Umstieg von Verbrenner- auf Elektroauto ist in vollem Gang, dieser Trend ist unumkehrbar. Die Garagen haben die letzten zehn Jahre hier eine grosse Leistung erbracht. Das Astra setzt sich im Rahmen der Roadmap Elektromobilität dafür ein, dass dieser Wandel so rasch als möglich stattfinden kann. Wichtig ist, dass die Bevölkerung auch davon überzeugt ist und so den Trend mitträgt. Das bedingt gute Angebote, beispielsweise das angestrebte dichte Ladenetz.»

Nicht nur sind Schweizer Garagistinnen und Garagisten die Garantie, dass Elektrofahrzeuge von entsprechend ausgebildeten Fachleuten gewartet und repariert werden. Vor allem sind sie in Sachen Verkauf und Beratung die Vertrauenspersonen der Kundinnen und Kunden – zum Beispiel, weil sie sich regelmässig mit der Entwicklung oder Kennzahlen auseinandersetzen, die das BFE als Open Data veröffentlicht. Die Echtzeitdaten zur Entwicklung des öffentlichen Ladenetzes sind nicht nur lehrreich – sie sind auch überaus spannend.
 
Serie Elektromobilität in der Garage (4/5)
Mit einer Artikelserie zu verschiedenen Aspekten der Ladeinfrastruktur greifen die AGVS-Medien die Thematik auf. In den letzten Ausgaben haben wir das Thema aus Sicht der Energieversorger, Dienstleister und Nutzer beleuchtet. In der nächsten Ausgabe wird das Bild aus Sicht der Garagen vervollständigt.
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